Sorgende Gemeinschaften
INKLUSIVE Senioren – gestalten ihren Stadtteil
INKLUSIVE Senioren aktuell, also 2023 bezieht sich exemplarisch auf Dresden-Gruna und verfolgt einen weiteren Handlungsschwerpunkt – II. Sorgende Nachbarschaften im Stadtteil als Verstetigung des Pilotprojektes „Gruna – ein inklusiver und partizipativer Stadtteil im mittleren Osten Dresdens“ (Sozialraumansatz).
Weniger amtsdeutsch geschraubt geht es um die Stadtteilgestaltung inklusive Senioren, was nicht nur in Dresden-Gruna normal sein sollte.
Fast entmutigend
Komplexe Anforderungen beginnen bereits mit dem Verzahnen sektorale Handlungsmuster auf der strukturebene der LHD – also Vernetzen von Konzepten aus Geschäftsbereichen wie Kultur (Bsp. Kultur- und Nachbarschaftszentren), Städtebau (Bsp. Quartierswohnen; Stadterneuerung), Soziales mit der Orientierung der Altenhilfe am § 71 SGB XII und gleichzeitig am Sozialraum. Darin sind sowohl Wohnungsgenossenschaften als auch die WID als kommunales Wohnungsunternehmen mit Neubau Schrammsteinstr. 18 einzubinden. Auf der zivilgesellschaftlichen Akteursebene wirkt INKLUSIVE Senioren auch weiterhin als Motor in der Grunaer Stadtteilrunde, die sich nun zum Stadtteilrat weiter entwickelt.
Zielgerichtete Mitgestaltung der Rahmenbedingungen
1.
Strategische Einordnung als Verbinden von Stadterneuerung (trotz aller Unsicherheiten im bund-Länder-Programmen) mit zukunftsfester Stadtteilgestaltung (demografisch, Klimaschutz, wirtschaftlich) in Gruna.
2.
Arbeiten an Projekten des Wohnens im Nachbarschaftsverbund und in Quartieren der kurzen Wege, schwerpunktmäßig zu erreichen über den Aufbau sorgender Gemeinschaften in Dresden. Darin geht es um das Schaffen entsprechender Anreize und Modelle des Quartierswohnens, wo gezielt Wohnvielfalt entwickelt und eingebettet wird in soziokulturelle Angebote wie ein Nachbarschaftskulturzentrum, einer sozialpädagogischen und gesundheitspflegerischen Infrastruktur, Freizeit-, Jugend-, Senioren- und Familienangebote sowie dem Ausbau des ÖPNV und der Nahversorgung mit Dingen des Alltagsbedarfs in fußläufiger und barrierearmer Weise. Sonderwohnformen wie Heime sind nachrangig gegenüber selbstbestimmten und generationenverbindenden Wohnformen, was natürlich selbstorganisierte Projekte einschließt. Aber selbst stationäre Wohnstätten gewinnen, wenn sie zeitweise/temporär Studierenden/Auszubildenden Wohn- und Begegnungsräume eröffnen…
3.
Partnerschaftlichkeit: Der Ausbau von Wohnangeboten etwa nach dem „Bielefelder Modell“ ist in dieser Richtung planvoll zu entwickeln. Neben Partnern in der Wohnungs- und Sozialwirtschaft muss die LHD offensiver werden, vor allem mit Blick auf das inzwischen in kommunalem Eigentum befindliche Areal von der traditionsreichen Villa Akazienhof (Schneebergstr. 16) bis zur Schrammsteinstr. 18 reichend. Wir befördern Kooperationen und Synergien zwischen der WID, dem EB Kita, dem Stadtteilverein In Gruna Leben e.V. und einem den „buurtzorg“-Prinzipien der Nachbarschaftspflege verpflichteten Anbieter. Das Amt für Stadtplanung und Mobilität sowie das Jugendamt sind ebenso wichtig wie die Fachgremien Altenhilfe und Seniorenarbeit (FASA) und Akteure in angrenzenden Siedlungen.
4.
Konzeptionelle und Netzwerkarbeit durch SIGUS e.V. als offener Lernprozess, denn: Sorgende Nachbarschaften entstehen nicht am Reißbrett wohlmeinender Fachleute und Verwalter, sondern erwachsen aus vielfältiger Vor-Ort-Partizipation.
Mut für die Zukunft
… machen die Bewohnerbeteiligung Altgruna und die guten Erfahrungen beim Tag der Offenen Tür im Garten Akazienhof am 16.10.2021 im Rahmen der Grunaer Nachbarschaftstage als öffentliches Forum zur Bewohneraktivierung.
Besonders die Anwohner*innen der kleinteiligen Wohnquartiere werden den personellen Kern der Sorgenden Nachbarschaft bilden. Hier planen wir Moderationsleistungen, kulturelle Impulse und den weiteren Ausbau der Nachbarschafts(selbst)hilfe; dafür ist seit 2021 ein Freundeskreis aus Helfer*innen und Hilfesuchenden aktiv. Durch temporäres Nutzen des Areals sollen 2022 und 2023 unter dem Dach des neu entstandenen Stadtteilvereins Weichen in diese Richtung gestellt und Projekte erprobt werden.
Wichtig in Gruna von Anfang an
Wichtig ist die Verzahnung des Senioren-Empowerment-Projektes INKLUSIVE Senioren mit der altersgemischten IGL im Sozialraum Gruna. Wir steuern Moderationsleistungen und kulturelle Impulse zum weiteren Ausbau der Nachbarschafts(selbst)hilfe rund um den Akazienhof in Kooperation mit IGL und vergleichbaren Initiativen in anderen Stadtteilen bei.
Neben ErzählCafés und kontinuierlichen Angeboten und Treffs des Nachbarschaftskreises Gruna sind engagierte Senior*innen und Angehörige in der aktuellen Bewohnerbeteiligung präsent und für noch abseits stehende Altersgefährten wahrnehmbar; das umfasst vor allem eine Bewohnerwerkstatt „Gruna zieht in die Villa. Was sich die Nachbarn in der Villa Akazienhof wünschen“ inkl. Zielgruppenorientierte Angebote wie Zuckertütenfest am 01.07.2023 für die Absolvent*innen des Kindergartens seit den 1950ern oder beim Brunnenfest am 25.06.2023.
Es geht nur INKLUSIVE Senior*innen!
Mit Blick auf verschiedene Seniorengenerationen sind deren Aktivierung und die methodische Absicherung ihrer Mitwirkung in allen Projektstufen des KNZ Akazienhof und das Schaffen von Handlungsmöglichkeiten für diese Gruppen differenziert zu gestalten; Neues wie ein Nachbarschaftskultur- und Naturzentrum sprießt nicht nur aus dem 2023 Sichtbarem (Garten mit maroder Villa), sondern wurzelt eben auch im Verschütteten, aber von Älteren noch Gewussten (Kindergarten bis 1990). Das gilt ebenso für das Umfeld des Bürgertreffs Grunaer Aue sowie bei der städtebaulichen Neugestaltung Altgrunas. Aus diesem Brückenschlag zur Geschichte erwächst letztlich die zielgerichtete Mitwirkung von Senioren beim Aufbau eines Stadtteilrates, in naher Zukunft.
Gegenwärtig 15 Senior*innen spielen eine aktive Rolle in diesem Netzwerk von insgesamt mehr als 30 kontinuierlich aktiven Nachbar*innen zwischen 17 und 85 Jahren – und arbeiten mit ihrem Einsatz für gute Nachbarschaften auch daran, dass selbst Hochbetagte im gewohnten Umfeld wohnen bleiben können. So streben wir die partizipative Gestaltung eines Dresdner Stadtteils als lebenswerten urbanen Sozialraum an, indem wir als INKLUSIVE SENIOREN Gruna modellhaft als attraktiven Lebensraum entwickeln helfen.
Das meint konkret
1.
ein geeignetes Wohnangebot für Senior*innen und Behinderte angelehnt am „Bielefelder Modell“ zum Verknüpfen des Wohnens mit Nachbarschaft und Selbsthilfe, wozu auch temporäre Formen des Teilens von Wohnraum wie Wohnen für Hilfe oder Wohnen für Bildung/Duisburg sowie Wohnmöglichkeiten für Auszubildende/Studierende in stationären Einrichtungen zählen;
2.
ein dementsprechendes, also barrierearmes Wohnumfeld mit guter Anbindung an Versorgungseinrichtungen mit Dingen des Grundbedarfs und pflegerisch-medizinischer Angebote sowie des Fuß- und ÖPNV sowie
3.
eine entwickelte Nachbarschafts(selbst)hilfe als Betätigungsraum für die Angehörigen der verschiedenen Generationen und Kulturen, rund um den Grunaer Nachbarschaftskreis.
INKLUSION und PARTIZIPATION
INKLUSION und PARTIZIPATION vermögen die Eigenaktivität der BürgerInnen vor Ort und zugleich deren Zusammenhalt zu stärken. Das gilt in besonderer Weise für Menschen mit gesundheitlichen und altersbedingten Einschränkungen; ihr sozial-nachbarschaftliches Netz wird gefestigt und zugleich finden sie darin ihren, den eigenen Fähigkeiten angemessenen Platz (sich gebraucht und anerkannt fühlen, „Bedeutung für andere haben“). Der Einsatz von Community Organizing soll Bewohner*innen jeden Alters im Sinne von Empowerment noch besser in die Lage versetzen, ihre Interessen selbst zu formulieren und zu vertreten. Dafür wirken INKLUSIVE SENIOREN unter dem konzeptionellen Dach von SIGUS e.V.
Generationenverbindende sorgende Nachbarschaft: Erfüllung der Bedürfnisse älterer Menschen am Akazienhof
1.
Menschen möchten auch bei Hilfebedarf in ihrer vertrauten Umgebung – möglichst sogar in ihrer Wohnung – bleiben. Dies erfordert neben professionellen Angeboten insbesondere nachbarschaftliche Unterstützung, wenn keine Angehörigen im Umfeld leben oder diese selbst hilfebedürftig sind. Dafür muss man die Nachbarn kennen und ihnen vertrauen.
2.
Menschen möchten sich mit ihren Fähigkeiten einbringen und gebraucht fühlen. Auch das erfordert geeignete Strukturen, beispielhaft das Verbinden von Nachbarschaftskultur mit Villa und Garten Akazienhof. Die Anregungen dazu kommen zu einem erheblichen Teil von Älteren selber: malen, gärtnern inkl. Gemeinschafts-/Seniorengarten mit Hochbeeten nach Seidnitzer Vorbild, Beschäftigung mit der Geschichte der Villa, gemeinsam kochen, singen, Filme und Bilder erstellen (ein Gruna-Kanal ist im Aufbau), Flohmärkte, größere Kulturveranstaltungen, Spielplatz für alle …
3.
Viele Ältere beschäftigen sich mit der Geschichte ihres Stadtteils. So erschienen am Tag der Offenen Tür an der Villa Akazienhof einige ehemalige „Kindergartenkinder“. Orte der Erinnerung wie die Villa Akazienhof sind gleichzeitig Orte der Selbstvergewisserung und stiften Identität.
4.
Menschen möchten nicht nur „unter sich“ sein, sondern suchen den allseits bereichernden Austausch mit Jüngeren.
Für uns ist ausschlaggebend, ob ein Mensch, egal welchen Alters, bereit ist, sich für seinen Stadtteil zu engagieren. Und das dürfte für Gruna seit 2017 immer wieder deutlich geworden sein. Über die in und um den Stadtteilverein Engagierten erreichten wir mit dem CO (Community Organizing)-Zuhörprozessen 2021 ca. 50, bislang unorganisierte Nachbar*innen sowie mit den Weihnachtsaktionen in der Coronazeit ca. 80, vorwiegend alleinlebende und hochbetagte Nachbarn. Das bauen wir auch 2023/24 aus.
Projekte auf Gegenseitigkeit und offene Diskursräume entwickeln wir weiter. Über ein Netzwerk von engagierten Nachbar*innen und Trägern im Quartier wird ein Konzept für eine sorgende Gemeinschaft in Gruna geformt. Dazu finden regelmäßig Treffen und thematische Veranstaltungen statt, die von einem festen Kern etwa einmal im Monat organisiert werden. Keimzelle hierfür ist der 2021 entstandene Nachbarschaftskreis. Über die Stadtteilrunde werden zugleich die Verbindung zwischen den soziokulturellen Trägern in Gruna und angrenzenden Quartieren und die Kontakte zu den großen Wohnungsanbietern gefestigt und gepflegt, wobei wir gezielter auch „kleine“ Grundstückseigner im Blick haben.
Ausblick auf guter Basis
Bürger- & ErzählCafés zum WOHNEN IM ALTER in Gruna seit 2011 + Aufbau des Nachbarschaftsnetzwerkes „Interessengemeinschaft In Gruna Leben“ als Keimzelle des heutigen Stadtteilvereinsseit 2017 + Aufbau des Bürgertreff „Grunaer Aue“ seit 2018 + Vertiefen von Zeitzeugenarbeit sowie Kontaktarbeit zu anderen relevanten Akteuren im Gemeinwesen mit Höhepunkt des Ortsjubiläums 2020 + Begleiten der städtebaulichen Umgestaltung von Altgruna seit 2016 + alljährliche Grunaer Nachbarschaftstage als nachbarschaftliches Gemeinschaftserlebnis im Generationenverbund seit 2017 – das alles sind Entwicklungsmeilensteine des Sozialraumes Dresden-Gruna, die sich wesentlich den INKLUSIVEN SENIOREN verdanken.
Die Frage danach, warum wir gern hier wohnen, mündet in die Fragestellung, wie wir künftig hier leben können. Erfreulich, dass diese Gemeinsamkeit und Sensibilität von Angehörigen aller Generationen als Nachbarn in einem urbanen Sozialraum gelebt werden kann. Senioren sind da nicht nur geduldet, sondern immer wieder auch Initiatoren, Mitgestalter und von Jüngeren geachtet– INKLUSIVE eben! Das wird seit 2022 als „Sorgende Nachbarschaft Gruna“ in den nächsten Jahren weiter verstetigt.
Sorgende Nachbarschaften in Gruna, Dresden und allerorten
Auf dem Wege zu weiteren Stützpunkten für Sorgende Nachbarschaften mittels Ausbau von Orten bürgerschaftlichen Engagements zur Nachbarschaftshilfe in möglichst vielen Dresdner Stadtteilen leisten INKLUSIVE SENIOREN einen erfahrungsgetragenen Beitrag zu einem zivilgesellschaftlichen Selbsthilfenetz in Dresden. Mit der Pflege SORGENDER NACHBARSCHAFTEN gelingt es besser, Folgen von Erkrankungswellen, sozialer Vereinsamung und Segregation zu begegnen. Eine der Lehren der Pandemie ist das Erfordernis, Helfernetze vor Ort zu stärken. Das kann korrespondieren mit der Freiwilligenagentur der Bürgerstiftung, Ehrenamts- und Angehörigenkonzepten von Trägern der Altenhilfe, oder „Quartiersassistenten“.
Wenn gilt „Im Rahmen einer aktivierenden, auch auf die Potenziale älterer Menschen setzenden kommunalen Seniorenpolitik, spielt die Förderung von Engagement, Nachbarschaftshilfe und Selbsthilfe eine zentrale Rolle. In jeder Kommune sollte es eine nachhaltig finanzierte, hauptamtlich besetzte Anlaufstelle für die Koordination und Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements geben, die die soziale Teilhabe in jedem Alter sicherstellt und auch in Krisenzeiten das Engagement koordiniert. Als etablierte Partner bieten sich z. B. örtliche Seniorenbüros, Freiwilligenagenturen, Mehrgenerationenhäuser, Seniorenvertretungen und -beiräte an.“ /BAGSO-Positionspapier “Jetzt erst recht! Lebensbedingungen älterer Menschen verbessern“/, dann trifft auch zu: INKLUSIVE Senioren erbringen damit Entwicklungsbeiträge für die Seniorenarbeit in Dresden (I.) und im Sozialraum Gruna (II.)